Es handelt sich um eines der ältesten Denkmäler von Boulogne-sur-Mer. Auf der Place Godefroy de Bouillon scheint der Belfried wie ein alter Weiser über die Einwohner zu wachen... Seit seinem Bau im 12. Jahrhundert hat er blühende Zeiten und schlimmste Grausamkeiten erlebt, doch immer noch steht er aufrecht da! Seine außergewöhnliche Geschichte geht auf eine historische Persönlichkeit der Stadt zurück: Philipp Hurepel, Graf von Boulogne und Sohn des französischen Königs. Vor seiner Wandlung zum Belfried war dieser imposante Turm, der heute über dem Rathaus steht, nichts anderes als der Donjon des Schlosses!
Vom Donjon zum Beffroi
1226 beschloss Philipp Hurepel, sein Schloss an die verwundbarste Seite der Altstadt zu verlegen. Er überließ der städtischen Bourgeoisie sein altes Schloss, die aus dem Donjon einen Belfried machte. Als Symbol der kommunalen Gestaltungsfreiheit steht der Beffroi von Boulogne-sur-Mer auf der Welterbeliste der UNESCO, zusammen mit 22 anderen Belfrieden der Region Hauts-de-France. Er schildert für sich allein eine über achthundertjährige Geschichte! Im Mittelalter beherbergte er gleichzeitig den Saal, in dem Recht gesprochen wurde, die Gefangenenverliese, eine Kapelle, die Wohnung des Kerkermeisters, den Standposten des Spähers und die Glocke, die bei Alarm oder Feuer läutete...
Eine Reise durch die Zeit
Innen können sich Besucher auf eine wahre Zeitreise begeben. Im Erdgeschoss zeigen die Steinsammlungen Objekte aus allen Epochen: den Brunnen des verschwundenen Klosters Les Cordeliers, steinerne Kanonenkugeln, ein Kirchenfenster von 1900, das Gottfried von Bouillon darstellt... Es ist sicher belegt, dass die ersten beiden Etagen (Waffenkammer im Erdgeschoss und Verhandlungssaal im 1. Stock) zum ursprünglichen Donjon gehörten. Die in den kleinen Turm mit Erker eingelassene Treppe führt in die oberen Stockwerke und zum Wehrgang, der einen Rundumblick auf die gesamte Stadt und ihre Umgebung bietet. Die oberste Etage stammt ihrerseits aus dem 18. Jahrhundert.
Ein einzigartiger Komplex
Betrachtet man den Belfried von vorne, wundert man sich über die Zusammenstellung mit dem Rathaus, das erst im 18. Jahrhundert dazugekommen ist. Es ist eher unüblich in Boulogne-sur-Mer, Back- und Quadersteine miteinander zu kombinieren... Beide Bauwerke verdeutlichen die unterschiedlichen architektonischen Baustile im Laufe der Zeit. Faszinierend!
