Das Grafenschloss bildet einen mächtigen Komplex aus der mittelalterlichen Geschichte der Stadt.
Es ist nicht nur eine der schönsten, sondern auch eine der letzten noch sichtbaren Festungen der Region Hauts-de-France! Oberhalb der Altstadt von Boulogne-sur-Mer hat das Grafenschloss viele, zum Teil turbulente Epochen erlebt, doch noch immer steht es aufrecht da und ist bereit, seine Geschichte zu erzählen. Es wurde 1226 von Philipp Hurepel, Graf von Boulogne und (unehelicher) Sohn von König Philipp II., als eines der mächtigsten Schlösser der Region errichtet.
Ein Schloss zur Verteidigung
Das Grafenschloss in Boulogne-sur-Mer, das mehrmals umgebaut wurde, gilt auch heute noch als herausragendes Zeugnis der mittelalterlichen Geschichte der Stadt. Um zu verstehen, welche Strahlkraft es zur damaligen Zeit besaß, muss man an seinen Ursprung zurückkehren. Philipp Hurepel; sein Erbauer, wird 1217 von seinem Vater, dem König, beauftragt, die Grafschaft Boulogne zu verwalten. Die Angelegenheit ist heikel, denn die Region ist alles andere als friedlich... Es gibt Unruheherde auf allen Seiten, und die Schlacht von Bouvines ist jedem nur noch allzu gut in Erinnerung. Vor diesem spannungsgeladenen Hintergrund beginnt Philipp Hurepel mit der Verteidigung seiner Grafschaft.
Der Ausbau des gotischen Schlosses
Im Jahr 1226 zieht er sein Schloss aus dem Stadtzentrum zurück, um an der verwundbarsten Stelle der Stadt eine Ringmauer zu errichten. Das Bauwerk ist nun von einem Schutzwall umgeben und hat die Form eines Polygons, von dem jeder Winkel mit einem Turm bestückt ist. In die Ringmauer sind zwei Tore eingelassen, durch das eine gelangt man in die Stadt, durch das andere ins Hinterland. Suchen Sie nicht nach dem Donjon, es gibt keinen und hat nie einen gegeben! Der fehlende Donjon und der polygonale Grundriss spiegeln die neue Trendrichtung der damaligen Befestigungsarchitektur wider. Die einzelnen Bauelemente stützen und verstärken sich gegenseitig.
Eine Reise durch die Zeit
Neben seinem mittelalterlichen Charakter hält das Schloss noch andere Überraschungen bereit. In den Kellerräumen erkennt man große Teile von Mauern, die aus der Römerzeit stammen. Die Hälfte des Schlosses ist auf einer Ringmauer aus dem 4. Jahrhundert errichtet! Es wurde zwar im Laufe der Jahrhunderte umgebaut, doch niemals zerstört und bietet Gelegenheit für eine wahrhaftige Zeitreise. Während die Kellerräume einen Eindruck von römischen Bautechniken vermitteln, wird man in prachtvollen Sälen wie der Salle de la Barbière mit ihrem Spitzbogengewölbe oder dem Grafensaal ins Mittelalter versetzt. Das 16. Jahrhundert brachte ebenfalls eine Reihe von Veränderungen mit sich. Fünf der neun Türme wurden zum Schutz vor Artilleriegefechten dick gepanzert, doch von innen kann man sie noch erkennen... In die Etagen hat man im 18. Jahrhundert Fenster eingelassen, als das Bauwerk zur Kaserne umfunktioniert wurde.
Ein Schlossmuseum
Seit 1988 beherbergt das Schloss von Philipp Hurepel die Sammlungen des städtischen Museums. Die Reise führt diesmal um den Globus und in andere Kulturen. Ägypten, Griechenland, Alaska, Ozeanien und natürlich Frankreich... Eklektisch und enzyklopädisch strahlt das Museum den typischen Stil des 19. Jahrhunderts aus. Unbedingt sehenswert!