Es ist ein Bauwerk, das auf den Magen schlägt, das Emotionen, ja sogar Bestürzung hervorruft. Auf den Klippen von Boulogne-sur-Mer, oberhalb von Hafen und Strand, erinnert Le Calvaire des Marins an jene Seeleute, die im Meer verschwanden. Es waren sehr viele. Tausende, vielleicht sogar über zehntausend Seefahrer haben auf zahlreichen Fangreisen und in den verschiedenen Konflikten, die jahrhundertelang in unserer Region aufloderten, ihr Leben gelassen.
Ein besonderes Ambiente
Zum Calvaire des Marins gelangt man über die Rue de la Baraque de l'Empereur. Hier oben auf dem Felsvorsprung weht der Wind stärker, die Luft ist rau. Der Blick auf die Reede ist spektakulär. An manchen Tagen, wenn Mutter Natur es gut meint, erkennt man die englische Küste. Weitab vom Trubel der Innenstadt versprüht der Ort eine ungewöhnliche Atmosphäre. Es herrscht tiefes Schweigen. Nicht selten trifft man hier auf in sich gekehrte Stadtbewohner. Man kommt allein oder mit der Familie, um eines verschwundenen Vorfahren zu gedenken. Egal, ob man denjenigen gekannt hat, in Boulogne-sur-Mer ist es Tradition, die Erinnerung an die Seeleute aufrechtzuerhalten. Man möchte sagen, es ist eine Pflicht.
Ein Ort des Gedenkens
Die Architektur der Gedenkstätte ähnelt dem Bug eines gestrandeten Bootes. Die Kapelle ist im Gedenken an die verlorengegangenen Schiffe mit Exvotos und schwarzweißen Bojen verziert. Den schlicht gehaltenen Garten der Erinnerung zieren Marmortafeln, auf denen über 3 000 Namen zu lesen sind. Matrosen, 20-jährige Schiffsjungen, gestandene Seefahrer, die nie zurückgekehrt sind. Im Saal der Erinnerung kann man sich Modelle von Trawlern und zahlreiche Fotos ansehen. Auch Schiffskatastrophen und der Bau der Kapelle sind dargelegt. Die Gedenkstätte wurde 1703 zum ersten Mal erwähnt. Sie stand einmal an anderer Stelle und wurde des Öfteren zerstört, doch, wie viele Bauwerke in Boulogne, hat auch Le Calvaire des Marins so manchen Sturm überlebt.
