General San Martin ist in Frankreich so gut wie unbekannt, in Südamerika hingegen ist er ein Held. Das kommt nicht von ungefähr... Der „Libertador“, wie man ihn nennt, führte Argentinien (1816), Chile (1817) und Peru (1812), die seit drei Jahrhunderten unter spanischer Herrschaft standen, in die Unabhängigkeit. 20 Jahre, nachdem er aus seinem Land geflohen und nach Europa gekommen war, entdeckte er auf einer Reise nach England zufällig Boulogne-sur-Mer. Der General verliebte sich in diese quirlige, weltoffene Stadt mit ihrer ganz eigenen, sanften Lebensart.
Ein argentinischer Wind weht über Boulogne-sur-Mer
Zwei Jahre lang, von 1848 bis zu seinem Tod 1950, wohnte er in der Grand-Rue 113 beim Anwalt und Journalisten Adolphe Gérard. Sein letztes Wohnhaus, das 1926 vom argentinischen Staat gekauft und später zu einem Museum umgebaut wurde, lockt auch heute noch Besucher aus der ganzen Welt an, vor allem aus Argentinien, wo er als Nationalheld gilt. Das Haus wurde erhalten, Möbel und Erinnerungsstücke des Generals sind auf realistische Weise ausgestellt. Die Wohnräume wurden so nachgebildet, wie sie waren. Elf Jahre lang, von 1850 bis 1861, ruhte San Martins Leichnam in der Krypta der Basilika Notre-Dame, dann wurde er in die Kathedrale von Buenos Aires verlegt.
Ein Museum wie kein anderes
Drinnen spukt der Geist von San Martin durch die Räume... Man stößt auf Briefe, Schriften, Werke, persönliche Gegenstände, Uniformen, aber auch zahlreiche Objekte, die von seinen Heldentaten handeln. So erfährt man zum Beispiel, wie er als Soldat die Anden überquert und Lima vom Meer aus angegriffen hat, um Argentinien zu befreien. Tausende Männer und Maultiere waren nötig, um die Artillerie in über 3 000 Metern Höhe zu transportieren... Ein einmaliges, bewegendes Museum, das uns Tausende Kilometer weit weg zu einer noch relativ unbekannten Geschichte führt.